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AutorenbildJulia Isbarn-Friedrich

Wann Sie von Faszientherapie und RolfingĀ® absehen sollten


Ein Mann sitzt auf einem Pezziball und hat zwei Hanteln in den HƤnden. Eine Frau kniet vor ihm und korrigiert seine Haltung.

Faszientherapie wie Rolfing sind grundsƤtzlich gut geeignet, um eine Vielzahl von kƶrperlichen Beschwerden zu verbessern. Doch bei manchen Erkrankungen, die beispielsweise die Knochen, das Bindegewebe oder die BlutgefƤƟe betreffen, ist Vorsicht geboten. Denn selbst sanfter Druck kann den Zustand in solchen FƤllen verschlechtern. Welche Erkrankungen das betrifft und wann Sie deshalb von Rolfing absehen sollten, erfahren Sie hier!


RolfingĀ®: So funktioniert die Faszientherapie

Gesunde Faszien ermƶglichen eine gute Beweglichkeit des Kƶrpers und Wohlbefinden, denn sie umgeben Muskeln, Organe, Gelenke und Sehnen. Dadurch sorgen die Faszien dafĆ¼r, dass sich unser Gewebe an alltƤgliche Bewegungen anpasst. Gleichzeitig schĆ¼tzen sie es und halten Organe und Co. an ihrem Platz im Kƶrper.


Doch sind die Faszien verhƤrtet und verklebt, wirkt sich das auch auf das Gewebe aus. Dieses ist dann oftmals nicht mehr so beweglich und verspannt. Unter anderem Stress, Fehlhaltungen oder einseitige kƶrperliche Belastungen kƶnnen zu diesen Verklebungen fĆ¼hren.


Rolfing ist eine ganzheitliche manuelle Kƶrperarbeit mit dem Ziel, die Kƶrperstruktur, die Haltung und die Bewegung im Kontext der Schwerkraft zu verbessern. Durch gezielten, manuellen Druck auf die Faszien kƶnnen Rolfer verfestigte Strukturen wie Faszienverklebungen aufspĆ¼ren und lƶsen.


Wann sollte man von einer Faszientherapie absehen?

Doch auch wenn der Druck, den Faszientherapeuten auf das Gewebe ausĆ¼ben, bei gesunden Menschen keine Verletzungen hervorruft, muss bei bestimmten Erkrankungen einiges beachtet werden. Das betrifft beispielsweise Krankheiten von Gewebe, BlutgefƤƟen oder Knochen.


Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen hat eine Liste mit Kontraindikationen im Zusammenhang mit Faszientraining verƶffentlicht, ā€ždie ein Faszientraining nur unter besonderer Vorsicht ermƶglichenā€œ. Auch beim Rolfing ist es wichtig, bei bestimmten Krankheiten eine achtsame Behandlung durchzufĆ¼hren. Doch welche Beschwerdebilder betrifft das?


Welche allgemeinen Indikatoren sprechen gegen Faszientherapie?

GrundsƤtzlich gibt es drei Indikatoren, die jeweils gegen eine Behandlung der betroffenen Stellen durch einen Faszientherapeuten sprechen:

  • akuter, also plƶtzlich auftretender Schmerz

  • Rƶtungen

  • Schwellungen

Diese Symptome treten oft bei akuten Verletzungen oder frischen Erkrankungen auf. Behandelt ein Faszientherapeut die betroffenen Stellen trotzdem, kann das in bestimmten FƤllen den gesundheitlichen Zustand verschlechtern. Daher ist es sinnvoll, sie erst einmal auszulassen, bis Schmerzen, Rƶtung und Schwellung wieder abgeklungen sind oder die Ursachen Ƥrztlich untersucht wurden.


Kontraindikationen durch RolfingĀ® vermeiden

Eine Person stĆ¼tzt einen FuƟ einer anderen Person, die auf einer Liege liegt. Der FuƟ ist zudem auf einem zusammengerollten Handtuch gebettet.

Weisen Klient:innen bestimmte Krankheitsbilder auf, ist es wichtig, diese vor der Behandlung an die Rolfingtherapeut:innen zu kommunizieren. Bei lokalen Problematiken konzentriert sich der Rolfer dann beispielsweise auf andere Bereiche, bei bestimmten Erkrankungen kann er auch von einer Behandlung abraten. Denn Kontraindikationen, also spezifische Kriterien, die gegen eine Faszienbehandlung sprechen, kƶnnen unter anderem folgende Krankheiten bei DurchfĆ¼hrung einer Faszientherapie verschlechtern:

  • akute Verletzungen, z.Ā B. Muskelfaserriss, Band- oder Sehnenruptur, offene Wunden, EntzĆ¼ndungen, Frakturen und Rupturen, die durch Druck verschlechtert werden kƶnnen.

Knochen und Gelenke

  • Erkrankungen der WirbelsƤule, z.Ā B. Wirbelgleiten oder operativ fixierte Wirbelkƶrper. Eine zu starke Belastung kann zu Schmerzen und Zustandsverschlechterung fĆ¼hren.

  • Osteoporose, bei der Knochen durch Druck leichter brechen kƶnnen.

  • Gelenkersatz, da die Stelle mit Gelenkersatz oft umsichtig behandelt werden muss, um diesen nicht zu beschƤdigen.

  • Rheumatische Erkrankungen, wie rheumatoide Arthritis. Das Krankheitsbild ist sehr individuell ā€“ gerade in der akuten entzĆ¼ndlichen Phase sollte aber auf Faszientherapie verzichtet werden, um die EntzĆ¼ndungswerte nicht zu verschlechtern.

Gewebe

  • Tumorerkrankungen, bei denen es Bedenken gibt, dass sich der Krebs durch die Massage des betroffenen Gewebes ausbreiten kann. Das bedarf in Zukunft weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen, trotzdem ist hier Vorsicht angebracht.

  • Bindegewebserkrankungen und Autoimmunkrankheit

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • GefƤƟerkrankungen, z.Ā B. Aneurysmen, Arteriosklerose oder Krampfadern. Hier empfiehlt es sich beispielsweise, in Richtung des Herzens zu massieren, um Venenklappen nicht unnƶtig zu belasten und den Blutfluss zu unterstĆ¼tzen. Auf Stents, Ports und interne Defibrillatoren sollte kein Druck ausgeĆ¼bt werden.

  • Thrombosen. Hier kƶnnen sich Blutgerinnsel bei der Faszientherapie lƶsen und schwerwiegende Komplikationen auslƶsen.

  • BlutverdĆ¼nnende Medikamente, z.Ā B. Marcumar. Denn durch die Behandlung des Bindegewebes beim Rolfing kann es vermehrt zu blauen Flecken und BlutergĆ¼ssen kommen.

  • Schlaganfall

Sonstige

  • Fibromyalgie, eine chronische Schmerzerkrankung.

  • Neuralgische Erkrankung, eine Stƶrung des peripheren Nervensystems.

  • Psychiatrische Erkrankungen wie Borderline, manisch-depressive Stƶrungen, Psychose oder posttraumatische Belastungsstƶrungen.


Auch bei einer Schwangerschaft muss die Faszientherapie entsprechend angepasst werden.


Faszientherapie trotz Erkrankung? Was mƶglich ist

Nicht immer schlieƟen die genannten Erkrankungen eine Faszientherapie vollstƤndig aus. Bei manchen Beschwerdebildern wie einem Bandscheibenvorfall kann es sogar vorteilhaft sein, Faszienverklebungen um die Problemzone herum zu lƶsen. Bei anderen Erkrankungen ist es mƶglich, Rolfing mit weniger Druck auszuĆ¼ben oder bestimmte Stellen auszulassen. So ist es bei einem Armbruch beispielsweise trotzdem mƶglich, die Beine zu behandeln.

Zwei Frauen im GesprƤch miteinander.

In jedem Fall ist es aber wichtig, mƶgliche EinschrƤnkungen bei der Rolfing-Behandlung mit dem Rolfer und gegebenenfalls einem Arzt oder einer Ƅrztin zu besprechen. Dazu dient beispielsweise das ErstgesprƤch, in dem der Rolfer nach Vorerkrankungen, Beschwerden, UnfƤllen und Operationen fragt. Hier kann individuell festgehalten werden, was mƶglich ist und was nicht.


Advanced RolferĀ®: Faszientherapie mit Ausbildung fĆ¼r klinisch anspruchsvolle FƤlle

Bei den genannten Erkrankungen kann es zudem sinnvoll sein, gezielt nach einem Advanced Rolfer Ausschau zu halten. Im Vergleich zu einem Certified Rolfer hat er oder sie eine Weiterbildung durchgefĆ¼hrt, die klinisch anspruchsvolle FƤlle beinhaltet. Neben einer Reihe von verpflichtenden Fortbildungen und einer mehrjƤhrigen PraxistƤtigkeit bescheinigt der Titel zudem fortgeschrittene diagnostische und manuelle FƤhigkeiten.


Das qualifiziert sie, auch mit Klient:innen nach Krebsbehandlungen, vor und nach Operationen, bei Trauma und komplexen kƶrperlichen AusprƤgungen wie einer Skoliose, einem RundrĆ¼cken oder Fehlstellungen und in der Schwangerschaft zu arbeiten.


Gemeinsam mit einem Faszientherapeuten Lƶsungen finden

Es gibt einige Krankheiten, bei denen eine Faszientherapie wie das Rolfing nur unter Vorbehalt durchgefĆ¼hrt werden sollte. In jedem Fall ist es dabei wichtig, gemeinsam mit dem Rolfer und gegebenenfalls einem Arzt oder einer Ƅrztin abzuklƤren, was mƶglich ist und was nicht. Denn oftmals kann die Faszientherapie in anderer Form durchgefĆ¼hrt werden, indem beispielsweise die betroffenen Bereiche ausgelassen werden. Advanced Rolfer haben in Fortbildungen und langjƤhriger Berufserfahrung gelernt, auch mit klinisch anspruchsvollen FƤllen zu arbeiten.




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