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Wann Sie von Faszientherapie und Rolfing® absehen sollten


Ein Mann sitzt auf einem Pezziball und hat zwei Hanteln in den Händen. Eine Frau kniet vor ihm und korrigiert seine Haltung.

Faszientherapie wie Rolfing sind grundsätzlich gut geeignet, um eine Vielzahl von körperlichen Beschwerden zu verbessern. Doch bei manchen Erkrankungen, die beispielsweise die Knochen, das Bindegewebe oder die Blutgefäße betreffen, ist Vorsicht geboten. Denn selbst sanfter Druck kann den Zustand in solchen Fällen verschlechtern. Welche Erkrankungen das betrifft und wann Sie deshalb von Rolfing absehen sollten, erfahren Sie hier!


Rolfing®: So funktioniert die Faszientherapie

Gesunde Faszien ermöglichen eine gute Beweglichkeit des Körpers und Wohlbefinden, denn sie umgeben Muskeln, Organe, Gelenke und Sehnen. Dadurch sorgen die Faszien dafür, dass sich unser Gewebe an alltägliche Bewegungen anpasst. Gleichzeitig schützen sie es und halten Organe und Co. an ihrem Platz im Körper.


Doch sind die Faszien verhärtet und verklebt, wirkt sich das auch auf das Gewebe aus. Dieses ist dann oftmals nicht mehr so beweglich und verspannt. Unter anderem Stress, Fehlhaltungen oder einseitige körperliche Belastungen können zu diesen Verklebungen führen.


Rolfing ist eine ganzheitliche manuelle Körperarbeit mit dem Ziel, die Körperstruktur, die Haltung und die Bewegung im Kontext der Schwerkraft zu verbessern. Durch gezielten, manuellen Druck auf die Faszien können Rolfer verfestigte Strukturen wie Faszienverklebungen aufspüren und lösen.


Wann sollte man von einer Faszientherapie absehen?

Doch auch wenn der Druck, den Faszientherapeuten auf das Gewebe ausüben, bei gesunden Menschen keine Verletzungen hervorruft, muss bei bestimmten Erkrankungen einiges beachtet werden. Das betrifft beispielsweise Krankheiten von Gewebe, Blutgefäßen oder Knochen.


Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen hat eine Liste mit Kontraindikationen im Zusammenhang mit Faszientraining veröffentlicht, „die ein Faszientraining nur unter besonderer Vorsicht ermöglichen“. Auch beim Rolfing ist es wichtig, bei bestimmten Krankheiten eine achtsame Behandlung durchzuführen. Doch welche Beschwerdebilder betrifft das?


Welche allgemeinen Indikatoren sprechen gegen Faszientherapie?

Grundsätzlich gibt es drei Indikatoren, die jeweils gegen eine Behandlung der betroffenen Stellen durch einen Faszientherapeuten sprechen:

  • akuter, also plötzlich auftretender Schmerz

  • Rötungen

  • Schwellungen

Diese Symptome treten oft bei akuten Verletzungen oder frischen Erkrankungen auf. Behandelt ein Faszientherapeut die betroffenen Stellen trotzdem, kann das in bestimmten Fällen den gesundheitlichen Zustand verschlechtern. Daher ist es sinnvoll, sie erst einmal auszulassen, bis Schmerzen, Rötung und Schwellung wieder abgeklungen sind oder die Ursachen ärztlich untersucht wurden.


Kontraindikationen durch Rolfing® vermeiden

Eine Person stützt einen Fuß einer anderen Person, die auf einer Liege liegt. Der Fuß ist zudem auf einem zusammengerollten Handtuch gebettet.

Weisen Klient:innen bestimmte Krankheitsbilder auf, ist es wichtig, diese vor der Behandlung an die Rolfingtherapeut:innen zu kommunizieren. Bei lokalen Problematiken konzentriert sich der Rolfer dann beispielsweise auf andere Bereiche, bei bestimmten Erkrankungen kann er auch von einer Behandlung abraten. Denn Kontraindikationen, also spezifische Kriterien, die gegen eine Faszienbehandlung sprechen, können unter anderem folgende Krankheiten bei Durchführung einer Faszientherapie verschlechtern:

  • akute Verletzungen, z. B. Muskelfaserriss, Band- oder Sehnenruptur, offene Wunden, Entzündungen, Frakturen und Rupturen, die durch Druck verschlechtert werden können.

Knochen und Gelenke

  • Erkrankungen der Wirbelsäule, z. B. Wirbelgleiten oder operativ fixierte Wirbelkörper. Eine zu starke Belastung kann zu Schmerzen und Zustandsverschlechterung führen.

  • Osteoporose, bei der Knochen durch Druck leichter brechen können.

  • Gelenkersatz, da die Stelle mit Gelenkersatz oft umsichtig behandelt werden muss, um diesen nicht zu beschädigen.

  • Rheumatische Erkrankungen, wie rheumatoide Arthritis. Das Krankheitsbild ist sehr individuell – gerade in der akuten entzündlichen Phase sollte aber auf Faszientherapie verzichtet werden, um die Entzündungswerte nicht zu verschlechtern.

Gewebe

  • Tumorerkrankungen, bei denen es Bedenken gibt, dass sich der Krebs durch die Massage des betroffenen Gewebes ausbreiten kann. Das bedarf in Zukunft weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen, trotzdem ist hier Vorsicht angebracht.

  • Bindegewebserkrankungen und Autoimmunkrankheit

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Gefäßerkrankungen, z. B. Aneurysmen, Arteriosklerose oder Krampfadern. Hier empfiehlt es sich beispielsweise, in Richtung des Herzens zu massieren, um Venenklappen nicht unnötig zu belasten und den Blutfluss zu unterstützen. Auf Stents, Ports und interne Defibrillatoren sollte kein Druck ausgeübt werden.

  • Thrombosen. Hier können sich Blutgerinnsel bei der Faszientherapie lösen und schwerwiegende Komplikationen auslösen.

  • Blutverdünnende Medikamente, z. B. Marcumar. Denn durch die Behandlung des Bindegewebes beim Rolfing kann es vermehrt zu blauen Flecken und Blutergüssen kommen.

  • Schlaganfall

Sonstige

  • Fibromyalgie, eine chronische Schmerzerkrankung.

  • Neuralgische Erkrankung, eine Störung des peripheren Nervensystems.

  • Psychiatrische Erkrankungen wie Borderline, manisch-depressive Störungen, Psychose oder posttraumatische Belastungsstörungen.


Auch bei einer Schwangerschaft muss die Faszientherapie entsprechend angepasst werden.


Faszientherapie trotz Erkrankung? Was möglich ist

Nicht immer schließen die genannten Erkrankungen eine Faszientherapie vollständig aus. Bei manchen Beschwerdebildern wie einem Bandscheibenvorfall kann es sogar vorteilhaft sein, Faszienverklebungen um die Problemzone herum zu lösen. Bei anderen Erkrankungen ist es möglich, Rolfing mit weniger Druck auszuüben oder bestimmte Stellen auszulassen. So ist es bei einem Armbruch beispielsweise trotzdem möglich, die Beine zu behandeln.

Zwei Frauen im Gespräch miteinander.

In jedem Fall ist es aber wichtig, mögliche Einschränkungen bei der Rolfing-Behandlung mit dem Rolfer und gegebenenfalls einem Arzt oder einer Ärztin zu besprechen. Dazu dient beispielsweise das Erstgespräch, in dem der Rolfer nach Vorerkrankungen, Beschwerden, Unfällen und Operationen fragt. Hier kann individuell festgehalten werden, was möglich ist und was nicht.


Advanced Rolfer®: Faszientherapie mit Ausbildung für klinisch anspruchsvolle Fälle

Bei den genannten Erkrankungen kann es zudem sinnvoll sein, gezielt nach einem Advanced Rolfer Ausschau zu halten. Im Vergleich zu einem Certified Rolfer hat er oder sie eine Weiterbildung durchgeführt, die klinisch anspruchsvolle Fälle beinhaltet. Neben einer Reihe von verpflichtenden Fortbildungen und einer mehrjährigen Praxistätigkeit bescheinigt der Titel zudem fortgeschrittene diagnostische und manuelle Fähigkeiten.


Das qualifiziert sie, auch mit Klient:innen nach Krebsbehandlungen, vor und nach Operationen, bei Trauma und komplexen körperlichen Ausprägungen wie einer Skoliose, einem Rundrücken oder Fehlstellungen und in der Schwangerschaft zu arbeiten.


Gemeinsam mit einem Faszientherapeuten Lösungen finden

Es gibt einige Krankheiten, bei denen eine Faszientherapie wie das Rolfing nur unter Vorbehalt durchgeführt werden sollte. In jedem Fall ist es dabei wichtig, gemeinsam mit dem Rolfer und gegebenenfalls einem Arzt oder einer Ärztin abzuklären, was möglich ist und was nicht. Denn oftmals kann die Faszientherapie in anderer Form durchgeführt werden, indem beispielsweise die betroffenen Bereiche ausgelassen werden. Advanced Rolfer haben in Fortbildungen und langjähriger Berufserfahrung gelernt, auch mit klinisch anspruchsvollen Fällen zu arbeiten.




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